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SYNOPSIS

15,00 

Ute Völker, Udo Schindler

Artikelnummer: VALVE # 6487 Kategorie:

Beschreibung

Improvisieren, komponieren, interpretieren. Und nichts ausradieren dabei!

„Improvisation ist komponieren und interpretieren zugleich – ohne die Möglichkeit, das aufgeschriebene wieder auszuradieren“ sagt die Akkordeonistin Ute Völker. Aber viel über Musik geredet haben die erfahrene Improvisatorin aus der Wuppertaler Szene und der Münchener Holz- und Blechbläser und „Klang-Architekt“ Udo Schindler kaum, als sie im letzten Sommer mehrmals aufeinander trafen: „Wir haben einfach angefangen zu spielen und irgendwann wieder aufgehört.“ Stücke kristallisierten sich heraus und wurden aufgenommen. Udo Schindler, ein Perfektionist schon von Berufs wegen machte auch bei der Aufnahmequalität keine Kompromisse.

Entsprechend entfalten die auf dieser CD „verewigten“, aber in Echtzeit entstandenen Instrumental-Dialoge ganz viel unmittelbare sinnliche Wirkungen. So etwas ist wichtig in einer Disziplin, wo formale und melodische Strukturen zurücktreten zugunsten der unmittelbaren Aussagekraft des reinen Klangs. Aber ein solcher „Rohstoff“ bleibt in der improvisierenden Begegnung von Ute Völker und Udo Schindler nicht undomestiziert für sich stehen, sondern dient höheren Formen der Kommunikation. Ideen werden frei, leben und fließen – weit über alle konventionellen oder formalen Horizonte hinaus.

Ute Völkers Akkordeon ist der symbiotische Gegenpart von Schindlers so ungemein flexibler Gabe, Luftströme durch Mundstücke und Hörner auf allerhand Um- und Abwege zu schicken. Staunen lässt Udo Schindlers Flexibilität, mit der dieses Spiel Räume erforscht, sich an Strukturen reibt, diese umspielt oder zerdehnt und so vieles mehr. Ute Völkers Akkordeon schickt die Luft über Metallzungen, was ganz andere, viel „statischere“ Töne, ja sogar Harmonien und melodische Bezugspunkte erzeugt. Eigentlich Ingredienzien, bei denen Dogmatikder der freien Improvisation schon wieder Angst bekommen, aber die gerade deswegen hier so wunderbar frisch wirken.

Sich-Hineinhören in die Ideenwelt des anderen, um darin heimisch zu werden und dies aus dem unmittelbaren Moment heraus – darum geht es. Die Struktur der intensiven adhoc-Begegung der beiden mutet regelrecht aufgeräumt an, da sich die Unterteilung in viele kürzere Stücke und eben nicht in eine lange, durchgehende Session von selbst ergab. „Auch hier lebt viel intuitive Übereinkunft. Wir spüren beide gemeinsam, wenn nach bestimmten Abläufen ein Schlusspunkt nah ist. Dann beendet sich ein Stück wie von selbst.“

Udo Schindler ist erfolgreicher Architekt, aber ebenso ein studierter Vollblut-Musiker mit einem immensen Erfahrungsschatz und einem kreativen Freiheitsdrang, den er sich nicht von materiellen Zwangsläufigkeiten verbiegen lässt – und dies auch nicht nötig hat! Sein Lebensmittelpunkt, ein Haus im Münchener Vorort Krailling wurde über die Jahre zur äußerst produktiven künstlerischen Schnittstelle zwischen ihm als improvisierendem Musiker, bisher ungefähr 50 verschiedenen Duo-Partnern und einem verständigen, treuen Publikum.

Mit der Akkordeonistin aus Wuppertal spielte er beim 45. „Salon für Klang und Kunst“ am 23.05.2014 zum ersten Mal zusammen, und er sagt über diese musikalische Weggefährtin: „Spielen mit Ute ist von einer unglaublichen konzentrierten Leichtigkeit, als wenn wir schon ewig zusammenspielten und auch, was wichtig ist, eng befreundet wären. Es besteht ein elementares Grundverständnis und Vertrauen, dass es nicht so häufig gibt. Wir ticken ähnlich, sind erkundungsneugierig und Klangabenteurer , wollen Neues und weiterkommen und uns nicht auf ausgetretenen Pfaden bewegen. Dennoch ist die Kommunikation wunderbar vertraut.“

Ute Völker reist gerne, um der eigenen künstlerischen Stimme neue Nahrung zuzuführen. Kürzlich hat sie zusammen mit Gunda Gottschalk in der Mongolei die eigene Kunst in den Dialog mit einer faszinierend fremden Kultur zu stellen. (VALVE # 6587) Gerade eine frei improvisierte Musik und eine ebensolche künstlerische Haltung bietet so viele Chancen zur Integration von neuem und fremdem – und ist daher gerade in schwierigen Zeiten ein Symbol für Toleranz! Zu Ute Völkers und Udo Schindlers glücklichen Momenten beim Live-Spielen gehört es, neue Menschen für diese Welt von Freiheit, von „Trial and Error“ im positiven Sinne zu sensibilisieren. Ute Völker gibt ihren Zuhörern gerne einen Leitfäden in die Hand, um den Zustand von verstehendem Erleben zu begünstigen: „Der Idealzustand ist erreicht, wenn ich und meine Mitspieler die Hörer zu eigenen assoziativen Geschichten im Kopf inspirieren. Dann öffnen sich oft Menschen, die gar nicht Insider sind, völlig vorbehaltlos. Und sind manchmal regelrecht ergriffen hinterher.“

Stefan Pieper