15,00 €
Duo Fleischwolf
Beschreibung
FLEISCHWOLF, das Duo sind:
Gunda Gottschalk – Violin, Alto, Voice
Eine sehr treffende Rezension hat Heinrich Brinkmöller-Becker fĂŒr die Jazzreports geschrieben:
Violine und Computer auf dem Album von Fleischwolf
Spannendes Hörerlebnis
Text: Heinrich Brinkmöller-Becker https://nrwjazz.net/jazzreports/2021/Fleischwolf_Einst/
Wuppertal, 23.05.2021 | Das Duo Fleischwolf mit Gunda Gottschalk und Achim Konrad weist eine ungewöhnliche Besetzung auf: Violine/Stimme der in der Improvisierten Musik verankerten Geigerin – und Computer. Titel und Ansatz werden im Booklet so beschrieben: âFleischwolf â Das Paradigma hinter den meisten Tracks dieses Albums, Gunda liefert mit ihren Geigen saftiges Fleisch, Achim dreht es mit digitalen Audio-Effekten durch den Wolf. Sie halten diese Musik improvisiert, roh und blutig.â Bevor man sich verwundert Augen und Ohren reibt: Der Einsatz der digitalen Tonbearbeitung ist nun wahrhaftig nicht der besonderen ErwĂ€hnung wert, jeder Homerecording-Amateur verfĂŒgt grundsĂ€tzlich ĂŒber eine umfangreiche Batterie von entsprechendem Technikangebot. Dass bei professionellen Aufnahmen Tonmeister als Mit-Interpreten eine groĂe Verantwortung fĂŒr die technische QualitĂ€t und die Ăsthetik des musikalischen Endprodukts haben, wird leider immer noch hĂ€ufig verkannt. Dass Musikerinnen und Musiker sich bei ihren Live-Konzerten selbstverstĂ€ndlich technischer Mittel fĂŒr ihren besonderen Sound bedienen, braucht ebenfalls nicht besonders erwĂ€hnt zu werden. Fleischwolf gehen in ihrem neuen Album Einst noch einen Schritt weiter: Der Computer, sprich: die digitale Trickkiste der Soundbearbeitung wird in der Live-Session als eigenstĂ€ndiges Instrument eingesetzt. Nun, auch dieser Ansatz ist seit der Neuen Musik, in der Improvisations-Szene, im Dub-Mixing⊠nicht neu. Die dreizehn Titel des Albums demonstrieren jedoch einen dezidiert konsequenten, ja radikalen Einsatz der Klangverarbeitung im Live-Kontext, der Computer erweist sich als veritables Instrument und als musikalischer Interaktionspartner. Der Name des Duos, das seit 2015 in der Wuppertaler Szene im Bereich der elektronischen Musik zusammenarbeitet, verweist auf seinen programmatischen Anspruch: Das musikalische Ausgangsmaterial wird mit einem Effekt-Arsenal aus Echos, Delays, Reverbs, Verzerrer, Gitarren-Amp-Simulatoren, Resonatoren, Frequenzy-Shifter und viele anderen auf eine eigenstĂ€ndige Klangreise geschickt.
Der Opener Alice beginnt mit âklassischenâ Phrasen auf der Violine, die noch relativ behutsam in der Effekt-Sektion bearbeitet werden, es entsteht ein mehrstimmiger Klangraum, ja: eine Wunderland-AtmosphĂ€re mit modulierter, aber immer noch deutlich erkennbarer Violin-Stimme. So auch etwa in dem zurĂŒckhaltenden Ad Tack oder in Der Riesenkater mit einer tiefer gepitchten Violin-Stimme. In Die Oga schwingen werden die lang gestrichenen Saiten-Töne und ein kleines Pattern daraus merklich radikaler bearbeitet: Die Hall-Zeit verĂ€ndert sich und damit die Tonhöhe, es entwickelt sich eine wilde Interaktion zwischen den beiden Instrumenten. Ăhnlich in den StĂŒcken Dampflockdown oder Die Oga Schnarchen: Ein repetitives Muster der Violine wird durch die Effekt-Sektion gezogen und vor allem durchs Loopen vervielfacht, die einzelnen Schleifen wiederum zu einem dynamischen Trip technisch moduliert. Bringt Nix 1, 2 und 3 sind rhythmisch-perkussiver ausgerichtet, auch in diesen drei kurzen Tracks verblĂŒfft die generierte Klangvielfalt. In Paradiescreme wird die verhaltene Violin-Stimme mehrfach gedoppelt und auf unterschiedliche Stimmhöhen bis auf eine oder zwei Oktaven gebracht, was ein polyphones Streicher-Konzert mit eigentĂŒmlicher Besetzung suggeriert. Nicht nur der Titel, auch die musikalische Besonderheit von 2×8+/- sind auffĂ€llig: Man hört unterschiedliche Violin-Pattern in ganz ungewöhnlicher Abfolge. Achim Konrad erklĂ€rt dem verblĂŒfften Rezensenten die dahinter stehende Vorgehensweise: Acht gesampelte Geigensounds werden live gespielt, Effekt-Parameter werden dabei ĂŒber einen Midi-Controller âinstrumentenĂ€hnlichâ gesteuert. Mit Passacaglia, einer zunĂ€chst âklassischâ gestrichenen, dann zunehmend verfremdeten Reverenz an eine âklassischeâ musikalische Form, endet die Klangreise von Einst.
Ja, eine wirklich ungewöhnliche Besetzung des Album-Duos: Der Computer wird als eigenstĂ€ndig agierendes Instrument betrachtet, der Einsatz der ganzen Galerie von Effekten dient nicht nur dem VerĂ€ndern und Generieren von Sounds, sondern der Interaktion von zwei Instrumenten in einer Live-Session. UnabhĂ€ngig von der angewandten Technik: Die Duette von Violine und Computer auf der CD vermitteln ein ausgesprochen interessantes Hörerlebnis. Dem möglichen Vorbehalt gegenĂŒber einer technikfixierten, -verliebten Dominanz von Effekt-Einsatz, ja von Effekthascherei, begegnet das Duo mit einer eigenen musikalischen Sprache, mit einem gelungenen Konzept improvisierter Musik. Ăbrigens, die eingangs zitierte Fleischwolf-Metaphorik fĂŒr das musikalische Prinzip des Duos lĂ€sst sich nach dem Hören des Albums nicht so ganz nachvollziehen: Anders als bei dem Bild von einem Fleischwolf vermitteln die Tracks keinen musikalischen Einheitsbrei aus einer digitalen Maschine, sondern eine raffiniert eingesetzte Soundbearbeitung, einen kreativen Prozess, eine spannende musikalische Interaktion.
Produktsicherheit
Audio-CD im Digipack, VALVE Records PĂŒtzfeld 10, 42655 Solinger â Germany
Nachfragen und weitere Informationen zu der Produktion: info@valve-records.com