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Thomas Beimel

Thomas Beimel – Vita: * 30. Mai 1967 in Essen, Deutschland. www.thomasbeimel.de

Studium der Viola bei Prof. Konrad Grahe, Folkwanghochschule, Essen, und Karin Wolf, Verdi-Quartett.
1988-1992 Studium der Instrumentalpädagogik an der Hochschule für Musik im Rheinland.

1989 Gründung des Ensembles Partita Radicale, welches sich auf den Grenzbereich zwischen Improvisation und Komposition spezialisiert hat und alle Projekte kollektiv erarbeitet.

Programme mit strukturierten Improvisationen, Filmmusik, MusiktheaterKinderprogramme, Kooperationen mit KomponistInnen.
Seit 1991 musikwissenschaftliche Arbeiten, u.a. die erste Monographie über die rumänische KomponistinMyriam Marbe.
Seit 1998 Rundfunksendungen.
Themenschwerpunkte sind zeitgenössische Musik in Rumänien und Lateinamerika, die klassische Moderne in Osteuropa.

Gemeinsam mit der Geigerin Gunda Gottschalk  Arbeits- und Produktionsförderung der Filmstiftung NRW für das Hörspielprojekt „Das Paradies“.

Durch das zunehmende Bedürfnis, Musik stärker zu determinieren, Hinwendung zur Komposition.
1997 privates Kompositionsstudium bei Myriam Marbe, Bukarest.

1993-2003, regelmäßige Arbeitsaufenthalte in Bukarest und Madrid.

Seit 2003 Arbeitsaufenthalte in Lateinamerika: ArgentinienUruguay, Brasilien, Costa Rica, Mexiko und Kolumbien.

1999 Uraufführung der ersten Oper “Idyllen” nach einem Roman von Jean Paul am Stadttheater Mönchengladbach.

2001 Bühnenmusik zur ersten integralen Theaterfassung von Franz Kafkas Erzählung “In der Strafkolonie”, Wuppertaler Opernhaus.

2002 Uraufführung von “faltenbalg” für 5 Akkordeonorchester in Bochum.

“Knittel: Ein Paartanz” Regie: Cornelie Müller / Musikalische Leitung: Thomas Beimel   2004 ausgezeichnet mit dem Impulse- Sonderpreis für Komposition.
April 2005 bis März 2006 Arbeitsstipendium im “Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia”, Bamberg.

2009 Klangreden in weiss-grün. Eine musikalisch-szenische Installation zu Leben und Werk der Schriftstellerin Grete Weil. Konzept + Regie : Cornelie Müller / Komposition + musikalische Leitung: Thomas Beimel.
2012 vom guten ton · die welt ist voll geplapper 
Musiktheater für vier Singstimmen, vier Bläser und Zupforchester
Thomas Beimel (Musik) und Cornelie Müller (Text). Eine Produktion der Wuppertaler Bühnen

Portraitkonzerte in Nürnberg, Essen, Wuppertal und Bukarest.

Rundfunkportraits im Concertzender (Hilversum), dem Bayerischen Rundfunk (München), dem Mitteldeutschen Rundfunk (Halle), dem Deutschlandfunk und dem WDR (Köln).

Veröffentlichungen

CANTI MINORI - VALVE # 5387

In canti minori wird Elementares besungen: das Meer, das Licht, die Sonne und das, was uns ernährt: frisches Wasser, Gemüse und auch mal eine Wachtel. Der Wuppertaler Komponist Thomas Beimel verwandelt lateinische Bibelverse in anmutig swingende Chorstücke. Die Auseinandersetzung mit historischen Formen geistlicher Musik ist einer der beiden Schwerpunkte dieser CD. Der Tonfall ist dabei mal leichtfüßig, mal ernsthaft.

Der zweite Schwerpunkt der CD sind Instrumentalkompositionen, die alle auf spielerische Art derselben Frage nachgehen: Kann man mit Klängen sprechen? little language song für Spieluhr und sonata (mobile) für Cembalo geben darauf eigensinnige Antworten – und in dem Stück no verwandelt eine von zwei Marimbas begleitete Trompete Gedichte der uruguayischen Lyrikerin Idea Vilariño in wortlose akustische Zeichen.

DING/DONG - VALVE # 3987

B & B. Ein paar Dutzend Musiker aus dem Bergischen Land und ein junges Streichquartett aus Berlin: Das sind die Interpreten auf der neuen CD von Thomas Beimel. Das Sonar Quartett, ein Stern der Neuen Musik Szene, zeigt, wie man musikalisch das Buchstabieren lernt. Das in Werden beheimatete Duo SeidenStrasse lädt die aus Asien und Afrika stammenden Instrumente – Guzheng & Marimba – zu einem Tanz ein. Sebastian Gramss aus Bergisch-Gladbach lotet die klanglichen Möglichkeiten eines Instrumentes aus, das es (fast) noch nicht gibt. (Sein Kontrabass mit Resonanzsaiten ist der einzige seiner Art und noch in der Entwicklung). Die Wuppertaler Akkordeonistin Ute Völker jongliert mit zwei kleinen Melodien, als seien sie die Bälle eines Gauklers. Unterstützt von der Wuppertaler Sinfonietta verzaubert Werner Dickel mit seiner Bratsche einen banalen Gedanken in ein Feuerwerk des musikalischen Witzes. Und das Kettwiger Bach-Ensemble unter Leitung von Wolfgang Kläsener verwandelt in ding / dong vokale Glockenklänge in den Geist der Romantik.

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Große Terz rauf, große Terz runter – wie ein betriebsinternes Lautsignal wirkt diese simple Klangzelle, aus welcher Beimel sein concertino für Viola und Streichorchester (2007) entwickelt. Ein akustisches Design, dessen kantige Kontur er durch Glissandi weichzeichnet. Unversehens spreizt es sich, gebiert lockere, unterschiedlich artikulierte Gewebearten. Ein Vexierspiel, ein Dschungel trügerischer Anklänge und Assoziationen, in dem sich die Solobratsche als Pfadfinderin behauptet.
Ein Komponist, der mit den Tönen haushält und das Leben jedes Einzeltons abhorcht, scheint für das heikle Genre des instrumentalen Solostücks prädestiniert. Was die drei Monologe bestätigen, jeder auf eigene Weise: …into space… für Kontrabass mit Resonanzsaiten, pastorale für Oboe allein und gaukelei für Akkordeon. Ihre hingegebenen Interpreten sind Sebastian Gramss, Georg Bongartz und Ute Völker.
Schlichte Schönheit zeichnet Beimels Chorstücke aus. Sie leisten etwas, wozu sich akademi­sche Klangschöpfer hierzulande oft zu schade sind: kompositorische Aufgaben so zu lösen, dass sie für Liebhaber ausführbar bleiben. Wie die von Jean Paul angeregte, „in immer ferneren Weiten verschwimmende“ Tonwoge ding/dong oder das „linde Wellenschlagen“ in Eichendorffs Nacht-Gedicht.

Lutz Lesle, „Das Orchester“ (Schott), Mainz, 02 / 2012

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Die womöglich frühesten Aufzeichnungen eines Alphabets, die im nordsyrischen Ugarit gefunden wurden, inspirierten Beimel zu dem gleichnamigen Streichquartett, wobei er die uralten Keilschriften in betörende Klangzeichen transformierte. Sich dafür eines tradierten Klangkörpers zu bedienen, mutet nur vordergründig irritierend an, da die kompakte Dichte der Streicherbesetzung «Ugarit» zu großer Wirkung verhilft. Wie Rufe aus der Ferne, die als akustische Scheinriesen näher rücken und wieder entschwinden, ent­führt «Ugarit» in reizvoll zwischen Vertrautheit und Fremdheit ausbalancierte Klanggefilde – nicht zuletzt aufgrund der konzentrierten, zumal die dynamischen Prozesse perfekt auslotenden Interpretation durch das Sonar Quartett.
Beeindruckend ist auch das breite schöpferische Spektrum Beimels, das sich in den weiteren Werken dokumentiert. Klanglich verwandt mit «Ugarit», aber nicht so stark wie das Quartett, ist sein «concertino» für Viola und Streichorchester (mit Werner Dickel, Viola, und der Wuppertaler Sinfonietta unter Reinmar Neuner). Diesem Stück liegt indes ein völlig anderer Ausgangspunkt zugrunde, nämlich aus einer schlichten musikalischen Idee mit «feiner Ironie» ein komplexes Netz aus Finten, Irr­wegen und Deformationen zu konstruieren.

Egbert Hiller, Neue Zeitschrift für Musik, Januar 2012

TANAVAR - VALVE # 4087

echos                                   Holger Brust + Jens Herz (Schlagzeug)

tanâvar                                Elmira Sebat (Mezzsosopran),  Karola Pasquay (Altquerflöte), Bärbel Leo (Posaune)

tinieblas                              Markus Hochstätter, Marius Knoetel, Kathrin Schneider (Akkordeon)

calling, from far away     Oliver Kerstan (Vibraphon)

sonata (communio)         Ute Völker (Akkordeon), Wolfgang Kläsener (Orgelpositiv)

hasret                                 Elmira Sebat (Mezzsosopran), Lila Brown (Viola), Christian Roderburg (Horn)

 

Für seine dritte CD wählte der in Wuppertal lebende Komponist Thomas Beimel ein Motto aus Pier Paolo Pasolinis Film „Erotische Geschichten aus 1001 Nacht“: Die Wahrheit liegt nicht in einem einzigen Traum, sondern in vielen Träumen. Entsprechend sinnlich und vielgestaltig ist die Musik. In „tanâvar“ begegnen sich auf der Textgrundlage eines alten usbekischen Liebesliedes drei Interpretinnen. Stimme, Altquerflöte und Posaune weben ein buntes Beziehungsgeflecht: halb kultivierter Garten, halb Wildnis. In „echos“ zeigen die Schlagzeuger Holger Brust und Jens Herz wie elementar Musik werden kann. Aus simplen Wiederholungen und einem eingängigen rhythmischen Motiv entsteht ein unmittelbar physisch wirksames Wechselspiel von Resonanzen. In „tinieblas“ entfalten die drei Akkordeonisten ein immer wieder überraschendes Klangpanorama, während das Vibraphon mit „…calling, from far away“ einen stimmungsvollen Nachklang beisteuert.

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Ein Vibraphonist ist mit sich selbst im Dialog. Zwei verschiedene Trommelsignale fungieren wie wechselseitige Echos. Akkordeon und Orgel ergänzen sich und bleiben sorgsam getrennt. Und Flöte, Posaune und Stimme fügen sich kontrovers zum Quartett. Klanglich apart, unspektakulär, zugleich beredt, also auch linear – so klingt Thomas Beimels Musik. Betriebsamkeit, Lärm, Attitüden vom Festivalmarkt sind dieser Handschrift ganz fremd. (…) Inner- wie außerhalb des musikalischen Parts geht es dem Wuppertaler Komponisten um Fragen des Kommunizierens. Musikalischer Gleichklang ist für ihn etwas Kostbares, meist interagieren Stimmen und Instrumente nur flüchtig. Exemplarisch dafür ist das Titelstück der CD – Tanâvar, ein usbekisches Liebeslied. Im Verhältnis von Querflöte, Posaune und Mezzosopran fügt sich nur wenig, wiewohl das Klingende wohl fasziniert. Liebe – das versteckte Sujet vielleicht auch anderer Titel der Platte – definiert der Komponist musikalisch, als lebendige Dissonanz. (…) Ihren Niederschlag finden sie in der 17-minütigen Deklamation allerdings nicht in Gestalt von Folklore; Vibrati, Glissandi, mikrotonale Verläufe fügen sich beinahe zu einem unendlichen Melos, das Distanz hält und doch Nähe verrät.

Frank Kämpfer, nmz-online, Dezember 2008

MNEME - VALVE # 3085

Vier Streicher, eine unbegleitete Stimme: mehr braucht es nicht, um ein Klangportrait des Komponisten Thomas Beimel zu zeichnen. In seiner Musik vereint er neue Ausdrucksmöglichkeiten der Melodie mit einer ursprünglichen Klangenergie. Erlebbar in seinem Streichquartett „mneme“ ˆ Erinnerung – oder in „tu aliento“ – dein Atem – für unbegleitete Stimme. Manchmal steigert sich die Musik aber auch bis zu einer geballten Ladung Wut: „cólera“.

Thomas Beimel, 1967 in Essen geboren ist ein Grenzgänger. Nicht nur in der Musik als Bratscher, Improvisationsmusiker, Komponist und Wissenschaftler sondern auch in seinem Leben: Kindergarten und Schule im „Pott“, Kompositionsunterricht in Bukarest bei Myriam Marbe, Studium traditioneller chinesischer Musik am Konservatorium von Tianjin in der VR China, Arbeitsaufenthalte in Madrid oder San José (Costa Rica) ˆ die einzelnen Stationen sind weit gestreut.

Dadurch wurde die Komposition wichtig: als intimer Ort der Reflektion, auch über das historische Erbe Europas. In einem seiner jüngsten Werke, „veni creator spiritus“, vertraut Thomas Beimel den gregorianischen Choral der Kehle eines Countertenors an.

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Sprachcharakter ist tatsächlich bei den sieben, allesamt im Jahr 2000 und danach geschriebenen Werken offensichtlich. Selbst in melos, einem Duett für Pauken, fällt ein sprachgemäßes Artikulieren auf, ergeben sich im Hin und Her des aus dem Perkussiven immer mehr ins Melodische übergehenden Geschehens Klangreden. Cantus Firmus und kanonische Verwebungen tauchen immer wieder auf. Sie geben – bei allen Auflösungstendenzen der klanglichen Kontur – etwas Leibgebundenes und Fassliches. Guter Nachvollzug ist auch dem unvorbereiteten Hörer jederzeit möglich. (…) Allen Werken ist ein flehentlich-verhaltener, kontemplativer aber auch desaströser Ton eigen. (…) Besonders die Momente des Sehnenden und Fragilen, ein fast romantisches Moment von ausformulierter Erinnerung, von Beschwörung, Verlust und Vereinigungssuche sind dezent und intensiv gegenwärtig – ohne alle Gefälligkeit und ohne alles Klischee.

Bernhard Uske, in “Das Orchester” (Schott), Mainz, Oktober 2005

DAS PARADIES - VALVE # 1080


….„Paradies“ ist Prosa von hohem Rang, als Hörstück brilliant konzipiert, voll visionärer Hoffnung und vor allem zutiefstmenschlich…
(WZ, am 2. 2. 2000) In Form einer Traumreise wird die alte Sehnsucht der Menschheit nach Glück neu aufbereitet.
Die  Musiker Th.B. und G.G. haben in ihrer Collage über die Ewigkeit Elemente profaner Erfüllungsphantasien mit alter überlieferter Mythologie gekoppelt und durch eine vielschichtige Komposition  in einen üppigen Klang überführt.
Die  Produktion wurde von der  NRW-Filmstiftung gefördert.

Tracklist 

1.
Prolog 01:51
2.
Exkursion I 27:03
3.
Verwirrung 07:20
4.
Exkursion II 06:55
5.
Nirwana 08:03
6.
Epilog 02:07